Pelzmärtel – Fränkischer Brauch

Mit ihm beginnt die Vorweihnachtszeit, denn der Pelzmärtel kommt in einigen Regionen von Deutschland schon am 11. November. Damit erinnert er ein wenig an den Martinstag, aber auch ein paar Gemeinsamkeiten mit dem Nikolaus sind nicht von der Hand zu weisen.

Vor allem in den evangelischen Orten in Franken gehört der Pelzmärtel für kleine und große Kinder als fester Bestandteil zur dunklen Jahreszeit im November und verkürzt damit die Vorfreude auf den Nikolaus und das Christkind.

Ursprung des Pelzmärtel

Märtel bedeutet im fränkischen Dialekt eigentlich „Martin“. Der Begriff „Pelz“ leitet sich von Pelzen ab und stammt aus dem mittleren Westdeutschland. Pelzen heißt Prügeln, und böse Kinder mussten früher mit einer Bestrafung durch den Pelzmärtel rechnen – das jedenfalls hat man ihnen erzählt, wenn sie wieder einmal nicht brav waren. Der Pelzmärtel unserer Zeit hat natürlich immer noch eine Rute dabei, die körperliche Züchtigung entfällt allerdings.

Heute bekommt ein Kind meist Nüsse, ein bisschen Weihnachtsgebäck oder Obst als kleines Geschenk. Dabei zählt der Pelzmärtel ausführlich auf, welche guten Tagen der Nachwuchs im letzten Jahr vollbracht hat – und natürlich dürfen auch die nicht so gelungenen Taten nicht fehlen. Diese Informationen bekommt er nämlich von den Eltern, die ihn regelmäßig auf dem Laufenden halten. Damit ist der Pelzmärtel so etwas wie eine Kombination aus dem Nikolaus und St. Martin.

Verbreitung des Brauchs

Den Pelzmärtel findet man nicht nur in Franken. In Schwaben nennt man ihn Belzmärtel, hier kommt er gemeinsam mit dem Nikolaus in der Nacht zum 06. Dezember. Manchmal tritt er auch an Weihnachten auf und unterstützt das Christkind bei seiner Arbeit. In einigen Gemeinden ist der Belzmärtel am 24. Dezember am Tag im Dorf unterwegs. Er hat dann die wichtige Aufgabe, mit lautem Glockenklang alle bösen Geister zu vertreiben. Nachmittags ist er ein gerne gesehener Gast bei den öffentlichen Weihnachtsfeiern.

Ähnliche Bräuche

Wie der Pelzmärtel heißt und wie er auftritt, hängt sehr von der jeweiligen Region ab. Sein Aussehen unterscheidet sich unter Umständen sehr. Manchmal wirkt er fast angsteinflößend und wirkt mit einer Maske und einigen Strohballen um den Körper herum düster und riesig. Durch dieses Aussehen möchte man wiederum die bösen Geister vertreiben. Manchmal muss er sich sogar von den Kindern verjagen lassen, damit er nicht länger sein Unwesen treiben kann.

In Schwaben ist er eher das Gegenstück zum Nikolaus und damit ein böser Zeitgenosse. Die Kinder im Schwarzwald in der kleinen Gemeinde Bad Herrenalb warten am Heiligabend am Nachmittag zu Hause, denn dann kommt der Belzmärtel unter lautem Geläut der Glocken in jedem Haus vorbei. Auch in Österreich kennt man den Pelzmärtel, dort heißt er Krampus und ist ebenfalls der böse Begleiter vom Nikolaus.

Im Norden von Deutschland ist eine gewisse Ähnlichkeit mit Knecht Ruprecht nicht von der Hand zu weisen. Und sogar in den USA kennt man ihn, dorthin soll er durch Auswanderer aus der Pfalz gekommen sein. Ebenfalls auf deutsche Auswanderer zurückzuführen ist die Tradition des Pelznickel in Brasilien in einigen Städten in Santa Catarina.

Offenbar hat der düstere Zeitgenosse also seinen Weg in die ganze Welt gefunden, wobei ihm aber überall die dankbare Aufgabe zukommt, böse Kinder zur Besserung anzuhalten und artige Kinder zu belohnen.